“Sind Sie schon drin?” Zehn Tipps für vernetzte Politiker
Unbekanntes Veröffentlichungsdatum – Version in German originally published on Politik-Digital.de
Clift bezeichnet mit diesem Begriff jene Politikerinnen und Politiker, die nicht nur im Internet sind, sondern den Sprung in das Internet-Zeitalter geschafft haben. politik-digital dokumentiert nachfolgend seine zehn Empfehlungen und Hinweise auf dem Weg zum netzfesten Multimediapolitiker. Der englische Originaltext wird in unregelmäßiger Folge aktualisiert.
“WEOs” (dt. in etwa: “Vernetzte Mandatsträger”) benutzen das Internet als ihr wichtigtes strategisches Kommunikationinstrument. Sie benutzen es zur Unterstützung und Stärkung des hocheffektiven und bewährten persönlichen Kontakts und Gesprächs. Während ein Politiker alter Schule durch Kontrolle und selektive Veröffentlichung von Information seinen Einfluss zu erhalten sucht, ist ein WEO durch die Lenkung und das Teilen von Information eher in der Lage Einfluss und Respekt zu gewinnen. Ein WEO begreift, dass andere Politiker und die Öffentlichkeit Treibholz im Meer der grenzenlosen Information sind – sie benötigen Hilfe, sie benötigen Anleitung. Gebraucht werden internetfeste Politiker, die die Menschen durch dieses Meer leiten, zu dem, was wirklich wichtig ist.
Das Bestimmen der Tagesordnung und das Fällen von Entscheidungen, also Regieren im Informationszeitalter, erfordern neue Fähigkeiten für Mandatsträger. Unabhängig von der Frage, ob sie seit zwanzig Jahren oder seit zwanzig Wochen im Amt sind. Lesen Sie nun die besten zehn Tipps um ein WEO zu werden, und das Informationszeitalter nicht nur zu überleben, sondern es auch zu Ihrem Gewinn zu nutzen.
1. Nutzen Sie das Internet zur Kommunikation
Ob für die private Kommunikation “unter vier Augen” oder zur öffentlichen Verständigung in der Gruppe: Interaktion hat ein hohes Potenzial und ist jetzt schon die mächtigste politische Anwendung, die das Internet bietet. Meinungsäußerung im Internet ist bedeutungslos, wenn sie nicht mit freier elektronischer Vereinigung einhergeht.
2. Nutzen Sie das Internet zur Verbreitung von Information
Sei es als Teil ihrer offiziellen Pflichten oder zu Zwecken der Partei-/Kampagnenarbeit, ermutigen Sie Ihre Wähler und Anhänger Ihre Newsletter zu abonnieren. Aus der Sicht der Veranstalter ist das Internet passiv, da die Nutzer dieselbe Seite selten zweimal besuchen. Sie, als “WEO”, wollen Menschen, die ihre eMail-Listen abonnieren: so können Sie Ihre Botschaft zu geringen oder keinen Kosten weit verbreiten.
3. Entwickeln Sie mehrere eMail-Identitäten im Internet
Legen Sie sich eine eMail-Adresse für öffentliche und offizielle Kommunikation mit ihren Wählern an, dazu eine interne Adresse für die Regierungsarbeit und mindestens eine persönliche für die Verständigung in Partei- und Kampagneangelegenheiten und für anderweitige private Kommunikation.
4. Fördern Sie “eDemokratie” innerhalb ihrer schon bestehenden representätiven Strukturen, um die Partizipation der Bevölkerung durch dieses Medium zu ermöglichen
Nutzen Sie bestehende Prozesse wie Anhörungen, öffentliche Aussagen, Wählerkommunikation und passen Sie diese an das Informationszeitalter an. Die aktive Integration von Informations- und Kommunikationstechnologie in die repräsentative Demokratie ist unverzichtbar, um Legitimitätsdefizite zu vermeiden und die Demokratie zu verbessern. Verabschieden Sie Vorbildgesetze im Hinblick auf eDemokratie, die sowohl repräsentative wie auch beratende Leistungen von Regierung und Verwaltung uneingeschränkt im Internet zur Verfügung stellen. Beginnen Sie mit der Verpflichtung, alle Protokolle öffentlicher Treffen und Tagesordnungen durch ein einheitliches System online zu verschicken.
5. Nutzen Sie das Internet zur Verbindung mit Gleichgesinnten in der Welt
Das Internet ist ein grandioser Weg, um bewusst und wertschöpfend Möglichkeiten zum Informationsaustausch zwischen Menschen mit ähnlichen Interessen und Zielen aufzubauen. Greifen Sie jedes politische Thema von Interesse auf, um Netzwerke zu schaffen. Für Sie selbst und ihre Mitarbeiter. Warten Sie nicht darauf, dass andere globale Netzwerke für den Austausch und die Diskussion politischer Ideen und Konzepte aufbauen. Werden Sie selbst ein weltweit bekannter Experte in einem Themengebiet. Ergeifen Sie die Initiative. Jetzt!
6. Nutzen Sie das Internet zur Informationsbeschaffung
Es ist ein Informations-Labyrinth da draußen. Seien Sie geduldig und Sie werden oft finden, wonach Sie suchen. Nutzen Sie Ihr Netzwerk von Gleichgesinnten und unterstützen Sie sich gegenseitig bei Rechercheanfragen und Bedürfnissen. Eine Anfrage an die Gruppe wird häufig zu Hinweisen auf nützliche Informationen führen. Umgekehrt wird es für die Gruppe von Nutzen sein, wenn Sie die Ergebnisse Ihrer Internet-Recherche proaktiv teilen. Stellen Sie sich diesen Prozess als “just-in-time-democracy” vor; durch Nutzung ihrer und anderer Experten-Netzwerke.
7. Nutzen Sie das Internet zur cleveren Informationsbeschaffung
Verwenden Sie eine Suchmaschine wie Google <http://google.com> und Internetverzeichnisse wie Open Directory <http://dmoz.org> oder Yahoo <http://www.yahoo.com>. Lernen Sie, sie zu benutzen. Finden Sie ähnliche Seiten durch eine umgekehrte Suche: Der Begriff “link: http://www.e-democracy.org” findet zum Beispiel alle Seiten durch Google oder Alta Vista <http://www.altavista.com>, die auf diese Seite verweisen. Nutzen Sie diese Methode, um herauszufinden, wer auf Ihre Seite verweist.
8. Nutzen Sie das Internet, um automatisch mit Information versorgt zu werden
Abonnieren Sie ausgewählte Newsletter und Veröffentlichungslisten der Webseiten, die Sie regelmäßig besuchen. Lassen Sie sich von dort mitteilen, ob es Neuigkeiten für Sie gibt. Verwenden Sie Nachrichtenfilter (fragen Sie Ihr technisches Personal), um neue eMail in verschiedenen Ordnern zu organisieren. Auf diese Weise können Newsletter getrennt von persönlichen Nachrichten gespeichert werden, und Sie behalten den Überblick.
9. Nutzen Sie das Internet zur Überwachung
Ob es eine Seite ist, die Sie nützlich finden oder die Internetpräsentation eines politischen Gegners: Verwenden Sie die Möglichkeiten des Internet, um deren öffentliche Aktivitäten und Dokumente im Auge zu behalten. Mit Diensten wie Spy On It <http://www.spyonit.com> können Sie automatische Beobachter einsetzen, die Sie informieren sobald etwas Neues auf der Seite auftaucht. Einige der besten Informationen zu Politik werden einfach auf einer Seite platziert, ohne weiter beworben zu werden. Überlassen Sie solch einem Dienst die Arbeit, Sie über Änderungen oder Ergänzungen auf dem laufenden zu halten.
10. Fördern Sie integrierte Dienste innerhalb ihrer Organisation
Einheitliche Systeme, Netzwerke und die technische Ausstattung sollten von der übergeordneten repräsentativen Institution getragen werden und nicht von den einzelnen Mitgliedern selbst (zumindest gilt dies für die technische Basisausstattung). Das ist eine Frage des Gleichgewichts der Kräfte. Wenn die Regierungsverwaltung Milliarden in ihre Informationsinfrastruktur investiert, dann muß die repräsentative Seite auch investieren, um sich einen entsprechenden Einfluß in einer zunehmend verkabelten Welt zu sichern. Gleiches gilt für Parteorganisationen im Wahlkampf: Fordern und fördern Sie eine Informationsinfrastruktur, die allen Parteikandidaten integrierte und angesammelte Wahlkampfinformationen in einer sicheren und strategischen Weise zur Verfügung stellt.
Der Autor
Seine ersten Erfahrungen mit elektronischer Demokratie sammelte Steven Clift mit dem Projekt Minnesota E-Democracy, das bereits 1994 als digitale Bürgerplattform entstanden ist. Inzwischen arbeitet er als “Online-Strategist” an unterschiedlichen Projekten aus dem Feld der eDemokratie. Unter anderem gibt er einen einschlägigen Newsletter heraus (Democracies Online Newswire) und arbeitet als Koordinator im Rahmen des Webwhiteblue-Netzwerks, das für die Durchführung der ersten Online-Debatte zwischen den US-Präsidentschaftskandidaten verantwortlich ist.
Die Ratschläge für vernetzte Politiker sind zuerst erschienen in “E-Guide for Parliamentarians: How to be an Online Representative” (UK Hansard Society for Parliamentary Government).